In Baden-Württemberg ist die Haltung sogenannter „Listenhunde“ durch die Polizeiverordnung über das Halten gefährlicher Hunde (PolVOgH) geregelt. Diese Verordnung sieht vor, dass bestimmte Hunderassen, wie der American Staffordshire Terrier, Bullterrier und Pit Bull Terrier, als potenziell gefährlich eingestuft werden. Auch Hunde anderer Rassen können als gefährlich gelten, wenn sie durch aggressives Verhalten auffallen. Für diese Hunde ist ein Wesenstest erforderlich, um ihre Gefährlichkeit zu beurteilen und gegebenenfalls die Haltungserlaubnis zu erhalten oder Auflagen wie Maulkorb- und Leinenpflicht zu vermeiden.

 

Der Wesenstest in Baden-Württemberg umfasst in der Regel folgende Prüfungsbereiche:

  1. Grundgehorsam: Der Hund muss grundlegende Kommandos wie „Sitz“, „Platz“ und „Hier“ befolgen können.
  2. Verhalten gegenüber Menschen: Beobachtung des Hundes im Umgang mit fremden Personen, darunter auch ungewöhnliche Verhaltensweisen wie lautes Rufen oder gestikulierende Bewegungen.
  3. Verhalten gegenüber anderen Tieren: Reaktion des Hundes auf die Anwesenheit anderer Tiere, insbesondere Artgenossen.
  4. Reaktion auf Umweltreize: Beurteilung, wie der Hund auf akustische und optische Reize reagiert, beispielsweise auf plötzliche Geräusche oder sich bewegende Objekte.
  5. Verhalten ohne Hundeführer: Analyse des Verhaltens des Hundes, wenn er sich ohne direkten Kontakt zum Halter in einer unbekannten Umgebung befindet.

Der Test dauert durchschnittlich etwa 30 Minuten und kann für Hund und Halter eine erhebliche Stresssituation darstellen:

  • Mit dem Hund ohne Maulkorb an kurzer Leine im Zickzack über den Platz laufen
  • SITZ, PLATZ, BLEIB und ABRUFEN müssen einwandfrei funktionieren
  • Hund wird angebunden und Halter entfernt sich aus Sichtfeld
  • Fahrradfahrer (klingelnd), hupendes Auto, Fußgänger mit Hund bewegen sich dicht an dem allein sitzenden Hund vorbei
  • Halter muss den Hund wieder zu sich nehmen und ihn an kurzer Leine halten
  • Fremde Person bewegt sich auf den Hund zu und starrt ihn an (kommt bis auf 1m heran)
  • Fremde Person bewegt sich starrend auf den Hund zu und hebt drohend die Arme
  • Person mit Stock (blind) bewegt sich unsicher und mit dem Stock auf den Boden schlagend nahe am Hund vorbei
  • Person kommt auf Hund zu und klatscht unmittelbar vor ihm laut in die Hände
  • Person kommt auf Hund zu und schreit ihn völlig außer sich aus unmittelbarer Nähe an
  • Fremde Person kommt auf Hund zu und rempelt ihn an
  • Fremde Person kommt auf Hund zu, spricht ihn an (Ja, was bist Du denn für ein Hübscher) und streichelt ihn
  • Mehrere fremde Personen kommen auf Hund zu und bleiben in unmittelbarer Nähe stehen (Fahrstuhlsituation)
  • Betrunkener mit nach Alkohol stinkender Jacke torkelt rülpsend an Hund vorbei
  • Jogger läuft an Hund vorbei und stolpert unmittelbar vor ihm
  • Person kommt mit schwerem Sack mit Töpfen und lässt ihn direkt vor dem Hund scheppernd zu Boden fallen
  • Person mit Hund läuft ganz nah vorbei
  • Halter muss mit Hund am Polizeidienstwagen mit geöffnetem Kofferraum vorbeilaufen (ca. 1,50m Abstand), in dem fletschende und keifende Polizeihunde hinter Gittern sitzen
  • Hund muss ein Stück Schlauch anbeißen und wieder AUS geben
  • Allseitiges Händeschütteln und Verabschiedung

Für die Anmeldung zum Wesenstest in Lörrach wende Dich bitte an das zuständige Landratsamt oder die Ortspolizeibehörde. Eine vorherige Vorbereitung, z.B. innerhalb unseres Erziehungskurses kann hilfreich sein, um die Erfolgschancen zu erhöhen.

 

📋 Zusätzliche Hinweise

 

  • Altersvorgaben: Der erste Wesenstest kann ab einem Alter von 6 Monaten durchgeführt werden. Wird der Test vor dem 15. Lebensmonat bestanden, ist eine Wiederholungsprüfung zwischen dem 15. und 18. Monat erforderlich

  • Prüfungsdurchführung: Die Prüfung wird von einem Amtstierarzt und einem sachverständigen Beamten des Polizeivollzugsdienstes durchgeführt

  • Folgen bei Bestehen: Bei Bestehen des Tests kann die vermutete Gefährlichkeit des Hundes widerlegt werden, was Auswirkungen auf Maulkorb- und Leinenpflicht haben kann

  • Folgen bei Nichtbestehen: Wird der Test nicht bestanden, bleibt der Hund als gefährlich eingestuft, und es gelten entsprechende Haltungsauflagen.